[Soundtrack zum Bild: -> Jetzt klixen]


*
Ähm. Trilogien? Ach nö. Die kommen uns nicht in die Kajüte. Geht ja gar nicht. Die liest man nicht, die hat man nicht bei sich herumstehen, und man schreibt die schon gar nicht. Nö, doch keine *lippenspitz'* Trilogien. So was schreiben doch nur die Depressivgecken oder Tweedjacken oder Miefbacken oder wieder der Grass. Aber man selber? Ach nö! Nicht mal aus purer Not. Oder aus Daffke. Oder am Schabbes. Oder gegen Bezahlung. Oder was! 

- - Ähm. *stimmesenk'* Ich habe hier hingegen aber doch eine. Ähmdoch - eine Trilogie. Doch... Die <n-Trilogie> nämlich, die sogenannte. So genannt, weil deren Titel allesamt mit N anfangen, und weil die drei Texte jeweils aus einem einzigen endlos gewundenen Satz bestehen, also aus einem infiniten atemlosen Satz der Länge n mit realiter so zehn Minuten Dauer.

Ja, das finden Sie jetzt anstößig. Komisch finden Sie das. Schlimm zumal. Recht haben Sie. Wieso tut er uns das an, denken Sie und ziehen die Stirne bleich in Falten. Verdrehen die Augen. Fühlen etwas Kaltes drinnen im Magen. Spüren die Gewissheit, dass zwar nichts sonst im Leben gewiss ist, einzig jedoch Ihre Abneigung gegen *uff* Trilogien. Sie schieben jetzt ihre Hand zur Maus, um wegzuklixen - - und eben deshalb kommt diese *ähm* <n-Trilogie> hier ja auch nicht hin. Nö. Kommt sie ja nicht. Sie sollen also nichts müssen. Gar nichts müssen Sie hier sollen. Gut? Na also.

Sofern Sie's jetzt doch wissen möchten, heißen die drei Titel übrigens: "Nicht im Café", "Nahezu in Macao" und "Nur am Vatnajökull", und alle drei Texte winden sich um die Windungen und Unmöglichkeiten in Örtlichkeiten und im Seelenleben überhaupt en général, und darob bestehen sie je aus einem einzigen endlosen infinitesimal sich windenden Satz, und die Idee bestand darin, zwei Tragödien und ein Satyrspiel so ähnlich wie damals bei den Griechen zu einer *ähm* Trilogie usw. usf.

Aber Sie müssen das Alles nicht lesen. Ach nein. Kein Mensch muss müssen. Wirklich nicht. Nur den dritten Teil von's Janze, das Satyrspiel, könnten Sie jetzt, sofern Sie wollen wollten. Der kommt folglich präsumptiv hier hin. Falls. Extra für Sie. Weil's da nicht hinwiederum um Existenzialismus und Imponderabilien und um bla, sondern um Beziehung, Sex, schwule Grabsteinreliefs und Bio-Honigchilicremetörtchen geht. Weil das deswegen vielleicht grad noch so hinhauen können täte. Auch weil ich privatimerweise mit jemandem Bestimmten vielleicht noch ein thematisch existenziell zusammenhängendes Hühnchen zu rupfen hätte. Und meinen Sie nicht, dass Beziehung, Sex und schäbige Sofas Sie doch etwas mehr anmachen als Depressivgecken, Tweedjacken oder Trilogien vom Grass? Sagen Sie jetzt Ja oder Doch oder Woll. Ach. Dann wird alles gut. Danke.

*

 

Nur am Vatnajökull                  (2009)

... so sagt sie sehr aufgerichtet, während sie mit ihm auf dem schäbigen Sofa sitzt, auf dem ihrigen und sie sagt so einen Satz, jedoch er denkt fast nicht an den Satz, den sie sagt, während sie ihn sagt, sondern er denkt an den Ring, denn der Ring ist nicht der Satz, den sie gesagt hat, weil sie nämlich etwas Anderes gesagt hat und er versucht jetzt an den Satz zu denken, den sie gesagt hat, weil ihr Satz so ein Satz ist, der ihrige, und nicht an den Ring, denkt er jetzt, wobei er jetzt doch wieder an den Ring denkt und doch wieder nicht an den Satz, den sie gesagt hat, und weil er jedoch weder an den Satz denken will, den sie gesagt hat, weil sie so einen Satz gesagt hat, noch daran denken will, dass andere Menschen auch Gefühle haben, was eben der Satz ist, den sie gesagt hat, hier auf ihrem schäbigen Sofa, auf dem ihrigen, weiß er, ohne es wissen zu wollen, dass andere Menschen auch Gefühle haben, dass sie meist welche haben oder meist auch oder auch meist oder auch immer oder wie auch immer oder so ähnlich, das weiß er und weil er also weder daran noch daran denken will, denkt er jetzt über ihren Ton nach, ihren Ton, während sie eben den Satz gesagt hatte, dass andere Menschen auch Gefühle hätten, den sie ja wirklich so gesagt hat, "andere Menschen haben auch Gefühle Robert!" hat sie gesagt und sie hat sich aufgerichtet auf dem schäbigen Sofa, auf dem ihrigen, wohl um damit den Satz aufzurichten, dass andere Menschen wirklich auch Gefühle haben, wirklich auch haben, wobei er jedoch jetzt nicht daran denkt, nicht an die anderen Menschen und nicht an deren Gefühle und nicht ans Haben, weil daran kaum etwas zu denken ist, denkt er, daran, sondern an ihren aufgerichteten Ton denkt er, während sie es sagte, der vielleicht etwas mit dem schäbigen Sofa, dem ihrigen, oder mit dem Aufrichten zu tun hat, der aber wenig mit anderen Menschen und wohl noch weniger mit deren Gefühlen noch überhaupt mit Gefühlen zu tun hat, noch weniger mit seinen eigenen und wahrscheinlich noch weniger mit ihren eigenen Gefühlen und auch nichts mit dem Ring, wobei der Ton so groß aufgerichtet war, daran muss er jetzt denken, an ihren Ton und dass er so groß und so aufgerichtet war, eine Verkündigung, Manifest, Programmatik, Weltanschauung, Offenbarung, ja Geständnis, gesagt auf dem schäbigen Sofa, auf dem ihrigen und darauf aufgerichtet, wobei der Satz, den sie gesagt hat, vielleicht doch etwas mit diesem Sofa zu tun hat, daran denkt er jetzt, dass der Satz damit zu tun hat, zu tun haben könnte, vielleicht zu tun hätte, eventuell damit zu tun gehabt haben könnte, denn ihr Satz hat wohl mit sonst nichts Anderem zu tun, wohl nichts mit ihr selbst und wohl nichts mit ihm selbst und wohl nichts mit ihr und ihm gemeinsam, am wenigsten hat der Satz wohl damit zu tun, wohl am wenigsten mit ihm und ihr gemeinsam, denkt er jetzt auf dem schäbigen Sofa, auf dem ihrigen, wohl so wenig, wie er wohl dann mit Gefühlen überhaupt zu tun hat, zu tun haben könnte, zu tun haben würde, und darum, denkt er jetzt auf dem schäbigen Sofa, muss ihr Satz wohl etwas mit dem schäbigen Sofa zu tun haben, dem ihrigen, denn mit irgendetwas muss er wohl zu tun haben, denkt er, zumal sie so einen Satz wohl nicht einfach so sagt, denkt er jetzt, und jetzt denkt er, dass er hätte versuchen sollen, mit ihr zu schlafen auf dem schäbigen Sofa, auf dem ihrigen, das vielleicht so schäbig ist, weil sie oft darauf zusammen geschlafen hatten, was so oft wohl keinem Sofa guttut, aber damit hat der Satz wohl nichts zu tun, denkt er jetzt und denkt es und hat nun jedoch nicht versucht, mit ihr zu schlafen, weil er es nun nicht versucht sondern weil er nun denkt, dass der Satz wohl vielleicht überhaupt etwas mit diesem Tag zu tun hat, der wohl der letzte Tag ist, dass der Satz mit diesem Sonntag zu tun hat und mit diesem Frühstück fast nicht in der Laundrette, der sogenannten in der Ottenser Hauptstraße und mit dem anderen Satz von dort zu tun hat, mit ihrem anderen Satz in der Laundrette, der sogenannten in der Ottenser Hauptstraße am selben Tag zu tun hat, der wohl der letzte Tag ist, am selben Sonntag in der Ottenser Hauptstraße ein oder zwei Stunden zuvor, als es in der sogenannten Laundrette kein Frühstück gab, in der Ottenser Hauptstraße, das es jedoch hätte geben sollen in Laundrette, der sogenannten, laut Frühstückskarte, das es auch laut Tresenkraft hätte geben sollen, das jedoch nicht kam, das nicht kam und nicht kam und nicht kam, obwohl in der Frühstückskarte der Laundrette, der sogenannten, vor jedem Schlehenpreißelbeermüsli und vor jeder Mauleselkäseecke und vor jedem Salbeirooibuschtee der Ausruf BIO! gestanden hatte, ein BIO!-Ausruf, BIO!, wobei jedoch trotzdem kein Frühstück kam, keins kam, keins kam, keins kam, was vielleicht an der Tresenkraft lag oder an diesem Sonntag oder an beidem gemeinsam oder an allem gemeinsam oder daran, dass ihre Waschmaschinenwäsche in den Waschmaschinen waschen musste, ihre Waschmaschinenwäsche, ihre, nicht seine, weil sie in den Waschmaschinen dieser Laundrette, der sogenannten, waschen musste, denn da standen diese Waschmaschinen Trotz des BIO!-Ausrufs vor jedem einzelnen Kürbispastenzipfel in der Frühstückskarte oder wegen des BIO!-Ausrufs oder auch kausal unverknüpft damit, was wohl kausal den Namen der Laundrette erklärt, der sogenannten, denkt er jetzt, wohl also nicht wegen BIO! und wegen des Frühstücks, wegen des nicht kommenden Frühstücks, weil es nicht kam und nicht kam und nicht kam, sondern wegen dieser Waschmaschinen dort, die ihre Waschmaschinenwäsche wuschen, die ihrige, weil ihre Waschmaschinenwäsche gewaschen werden musste und weil sie dort wusch und weil sie dort nahezu fertig gewaschen war, nahezu, als und während und nachdem kein Frühstück kam, kein Frühstück kam, kein Frühstück kam in der Laundrette, der sogenannten in der Ottenser Hauptstraße, vielleicht wegen des BIO!-Ausrufs vor jeder einzelnen Tofu-Ricottakugel in der Frühstückskarte der Laundrette, der sogenannten, wobei sie selbst jedoch eine eigene Waschmaschine besaß in ihrer eigenen Ottenser Wohnung hinter der Wand hinter ihrem eigenen schäbigen Sofa, dem ihrigen, eine eigene Waschmaschine, die ihrige, sie selbst, so wie sie auch ein schäbiges Sofa besaß, das ihrige, sie selbst, wobei sie jedoch ihre und diese Waschmaschine nicht reparieren ließ trotz Garantie, der ihrigen, sie selbst, Trotz Garantie ihrer Waschmaschine, der ihrigen, ihrer eigenen, sie selbst, diese Woche nicht und letzte Woche nicht und vorletzte Woche nicht mit Garantie, der ihrigen, die diese Waschmaschine noch hatte, die ihrige, ihre eigene in ihrer eigenen Ottenser Wohnung mit dem ihr eigenen schäbigen Sofa, dem ihrigen, weswegen sie nun in der Laundrette saß, der sogenannten, weswegen sie da mit ihm saß, mit ihm selbst, der jetzt an diese ihr eigene Waschmaschine mit ihrer Garantie denken musste, an diese ihr eigene in ihrer eigenen Ottenser Wohnung mit Garantie während das Frühstück nicht kam, nicht kam und nicht kam in der Laundrette, der sogenannten, in der Ottenser Hauptstraße, während sie dort saßen, an dem selben Sonntag ein oder zwei Stunden bevor sie dann auf ihrem schäbigen Sofa sitzen sollten, auf dem ihrigen, wobei er jetzt, der jetzt in der sogenannten Laundrette in der Ottenser Hauptstraße ohne Frühstück und ohne Frühstück und ohne Frühstück mit ihr saß und der von ihr bisher fast nur Geistreiches gehört und Geistreiches gesehen und Geistreiches gedacht hatte, jetzt anfing, sich relativ wenig geistreich über diese BIO!-Ausrufe lustig zu machen, über diese BIO!-Ausrufe in der Frühstückskarte  der Laundrette, der sogenannten, über diese BIO!-Ausrufe vor jedem einzelnen Rettichrundstück und vor jeder einzelnen Mangoldpastinakenbrezel, über diese BIO!-Ausrufe machte er sich jetzt relativ wenig geistreich lustig, weil ihm ohne Frühstück und ohne Frühstück und ohne Frühstück außer ihr selbst nichts weiter verblieb, als sich darüber relativ wenig geistreich lustig zu machen, worauf sie, von der er bislang wirklich fast nur Geistreiches gehört und Geistreiches gesehen und Geistreiches gedacht hatte, in ihrer Ottenser Wohnung und woanders und fast überall, worauf sie sich sehr aufrecht hinsetzte, sehr aufrecht hinsetzte in der Laundrette, der sogenannten, worauf sie sich dort fast überaus aufrecht hinsetzte, worauf sie sich noch aufrechter als sehr aufrecht hinsetzte, worauf sie jetzt sehr aufrecht hingesetzt jetzt den Satz sagte "ich ernähre mich seit dreizehn Jahren vollwertig, Robert!", jetzt den Satz, den Satz jetzt, fast so wenig geistreich wie jener andere Satz ein bis zwei Stunden später auf dem schäbigen Sofa, auf dem ihrigen, von dem er noch nichts wusste, nichts wusste von dem Satz ein bis zwei Stunden später, nicht nichts wusste von dem schäbigen Sofa, von dem ihrigen, denn von dem wusste er, und er sah sie so aufrecht hingesetzt sitzen in der Laundrette, der sogenannten, ohne Frühstück und wusste noch nichts von dem späteren Satz, ein bis zwei Stunden später, dass andere Menschen auch Gefühle haben, Robert, als er sie den anderen Satz sprechen hörte, ähnlich aufrechter hingesetzt als sehr aufrecht wie ein oder zwei Stunden später auf dem schäbigen Sofa, auf dem ihrigen, wobei er selbst dann nichts sagte in der Laundrette, der sogenannten, wobei sie selbst dann nichts sagte, wobei lange danach das Frühstück kam, lange danach, lange, lange, wobei sie jedoch nicht den Salat ihres Frühstücks aß, obgleich sie sich seit dreizehn Jahren vollwertig ernährte, Robert, und wobei er dann den Salat ihres Frühstücks aß, er selbst, da sie, wie sie jetzt zu ihm sagte, "ich esse keine Dekoration Robert!", da sie seit dreizehn Jahren vollwertig aß, was sie jetzt jedoch nicht wieder sagte, in der Laundrette, der sogenannten, wobei sie jetzt auch ihren Käse nicht aß, ihren Käse, vor dem extra ein BIO!-Ausruf in der Frühstückskarte gestanden hatte wie vor jeder anderen Buchweizenringelblumenpaste in der Frühstückskarte, in der BIO!-Ausrufs-Frühstückskarte in der Laundrette, der sogenannten, und wobei sie jetzt, als sie jetzt aufstand, sie selbst, jetzt diesen nächsten Satz sagte, jetzt, als er diesen BIO!-Käse, den sie nicht gegessen hatte, einpacken wollte, weil er keinen Käse hatte und weil er ihn brauchen könnte und brauchen würde und weil er keinen nicht gegessenen Käse liegen sehen konnte, selbst BIO!-Käse nicht, wobei sie also jetzt im Aufstehen im Hinblick auf den nicht gegessenen Käse diesen nächsten Satz zu ihm sagte, weil er den nicht gegessenen Käse einpacken wollte, und diesen Satz sagte sie jetzt im Aufstehen zu ihm, "wenn du das machst gehe ich nie mehr mit dir essen Robert!", und dann war sie aufgestanden, um ihre drei Waschmaschinen Waschmaschinenwäsche in ihre fünf Taschen zu packen, in ihre fünf großen Waschmaschinenwäschetaschen, denn es war ihre Waschmaschinenwäsche von mindestens sieben Tagen, mindestens, weswegen sie ja mit ihm hier war, sie selbst, von der er bislang fast nur Geistreiches gehört und Geistreiches gesehen und Geistreiches geglaubt hatte, und als er so saß im Hinblick auf den Käse, dachte er, als er so saß und auf den BIO!-Käse hinblickend, den er jetzt nicht einpackte, dachte er, dass er hätte versuchen sollen, mit ihr zu schlafen, hier in der Laundrette, der sogenannten, in der Ottenser Hauptstraße, dachte er, auf den Käse hinblickend, jedoch was hätten da die Leute gedacht, die Leute, obwohl der Akt mindestens so BIO gewesen wäre wie alle einzelnen BIO!-Honigchilicremetörtchen in allen BIO!-Frühstückskarten für die Leute in der Ottenser Hauptstraße zusammen in der Laundrette, der sogenannten, dachte er, auf den Käse und auf die Idee hinblickend, wobei die Idee wohl nichts mit dem Käse und nichts mit ihrem Satz auf dem schäbigen Sofa zu tun hat, denkt er jetzt auf dem schäbigen Sofa, auf dem ihrigen, wobei der Satz wohl auch nichts mit dem Ring zu tun hat, an den er versucht gar nicht zu denken, wobei der Satz jedoch vielleicht wohl jedoch mit der Laundrette zu tun haben könnte, der sogenannten und vielleicht wohl mit deren BIO!-Ausrufs-Frühstückskarte, denkt er jetzt, jedoch wohl mehr noch mit diesem Sonntag überhaupt zu tun haben könnte, der wohl überhaupt der letzte Tag ist, was wohl überhaupt am meisten mit ihr selbst zu tun hat, wobei er genau jetzt auf dem schäbigen Sofa, auf dem ihrigen, im Hinblick auf den Tag und auf sie selbst und auf den Käse in der Laundrette, der sogenannten, an den vergangenen Samstag denken muss, genau jetzt an den vergangenen Samstag, an dem sie mit ihm zu der lesbisch-schwulen Führung zum Ohlsdorfer Friedhof hingehen gewollt hatte, weswegen er dann mit ihr am vergangenen Samstag zum Ohlsdorfer Friedhof zu der lesbisch-schwulen Führung hingegangen war, genau am vergangenen Samstag, daran muss er genau jetzt auf dem schäbigen Sofa denken, auf dem ihrigen, musste er im Hinblick auf den Käse in der Laundrette denken, der sogenannten, und gerade daran denkt er genau jetzt, dass er mit ihr zu der lesbisch-schwulen Führung gerade genau ebenso zum Ohlsdorfer Friedhof mit ihr hingegangen war, am vergangenen Samstag, denkt er, gerade genau ebenso wie er heute an diesem Sonntag, der wohl der letzte Tag ist, mit ihr zum Waschmaschinenwäschewaschen und zum nicht kommenden Frühstück in die Laundrette, der sogenannten, das nicht kam und nicht kam und nicht kam, gegangen ist und auch im Hinblick auf den Käse, gerade genau ebenso, das muss er jetzt denken, gerade jetzt, gerade ebenso wie er am vergangenen Samstag auf dem Ohlsdorfer Friedhof diese Grabsteinreliefs gesehen hatte, diese Grabsteinreliefs sehen musste, diese Grabsteinreliefs auf den schwulen Grabsteinen im Graupelregen, der ihm unters Hemd kroch, denn der schwule Friedhofsführer der lesbisch-schwulen Friedhofsführung über den Ohlsdorfer Friedhof war bei jedem dieser schwulen Grabsteinreliefs stehengeblieben und hatte alle Leute der lesbisch-schwulen Friedhofsführung stolz auf diese Grabsteinreliefs aufmerksam gemacht, weil es schwule Grabsteinreliefs waren, schwule Reliefs im Graupelregen, der ihm unters Hemd kroch, und die schwulen Reliefs waren alle von 1933 bis ’45 und sahen alle aus wie alle von Arno Breker und sie waren wohl alle mindestens von Arno Breker oder sie waren alle mindestens von einem der vielen und mehr Arno Brekers von 1933 bis ’45, im Graupelregen auf dem Ohlsdorfer Friedhof am vergangenen Samstag, und es waren so viele und mehr schwule Grabsteinreliefs von 1933 bis ’45, viele und immer mehr schwule Grabsteinreliefs von vielen und immer mehr Arno Brekers im Graupelregen, der ihm unters Hemd kroch, wobei er an allen schwulen Grabsteinreliefs im Graupelregen und an mehr und noch mehr von mindestens allen Arno Brekers stehenbleiben musste, im Graupelregen, weil der schwule Friedhofsführer alle Leute der lesbisch-schwulen Friedhofsführung stolz vor jedem einzelnen schwulen Grabsteinrelief von 1933 bis ’45 stolz darauf aufmerksam machte, wie schwul die Grabsteinreliefs waren und wie schwul das schwule Körpergefühl war und wie stolz die schwulen Grabsteinreliefs so wie das schwule Körpergefühl waren und wie schwul, so viele und noch mehr und immer noch mehr schwule Grabsteinreliefs und schwule Körpergefühle bei der lesbisch-schwulen Führung auf dem Ohlsdorfer Friedhof, zu der sie mit ihm hatte hingehen wollen und zu der sie mit ihm hingegangen war am vergangenen Samstag und sich dort hinten mit einer lesbisch-schwulen Freundin unterhielt, sie selbst, dort hinten unter der Eibe neben einem schwulen Grabsteinrelief gegenüber einem anderen Grabsteinrelief von 1943 für einen Flugzeugführer, der wohl auch schwul gewesen sein musste, weil der schwule Friedhofsführer sehr stolz auf das wohl schwule Grabsteinflugzeugrelief auf dem wohl schwulen Flugzeugführergrabstein war und alle Leute der lesbisch-schwulen Friedhofsführung sehr stolz darauf und auf das schwule Körpergefühl aufmerksam machte, mehr und immer mehr im Graupelregen jenseits der Eibe, unter der sie, sie selbst, sich jetzt mit einer jetzt anderen lesbisch-schwulen Freundin unterhielt, während ihm der Graupelregen und der wohl schwule Flugzeugführer mitsamt wohl schwulem Flugzeugrelief von 1943 mehr und mehr unters Hemd krochen, und als der schwule Friedhofsführer dann unter einer schwulen Trauerweide im Graupelregen ein schwules Nacktbild von einem nackten schwulen Athleten mit einer Schirmmütze wie mindestens von 1943 hochhielt und alle Leute der lesbisch-schwulen Friedhofsführung stolz darauf aufmerksam machte, dass der auf dem Bild wirklich von dem in dem Grab wirklich schwul gezeichnet worden sei, krochen ihm der Graupelregen und der schwule Athlet und der Samstag und Vieles und mehr und noch mehr wirklich vollends unters Hemd und er fragte laut zum schwulen Friedhofsführer hinüber, ob er so ein Bild auf einem Friedhof denn wirklich für angemessen halte, wobei die Leute jetzt anfingen über das Nacktbild zu tuscheln und wobei der schwule Friedhofsführer jetzt ohne zu zögern antwortete, aber ja, zumal hier ja die lesbisch-schwule Friedhofsführung sei, unterhielt sie sich unter einer anderen Eibe jetzt mit einer jetzt anderen lesbisch-schwulen Freundin und sagte jedoch keinen Satz, obgleich sie sonst jedoch Sätze gesagt hatte und sonst jedoch Sätze sagte und sonst jedoch Sätze sagt und sonst jedoch Sätze sagen wird und sonst jedoch Sätze sagen würde, sie selbst, aber hier sagte sie jedoch sonst keinen Satz, keinen, keinen, daran musste er denken auf dem Ohlsdorfer Friedhof am vergangenen Samstag und im Hinblick auf den Käse und auf dem schäbigen Sofa muss er das denken, auf dem ihrigen, an den Ring, wobei es wohl wieder nichts mit ihrem Satz zu tun hat, und er denkt jetzt nicht an den Ring, den er ihr vorhin nach der Laundrette geschenkt hat, der sogenannten, an den Ring, den er ihr vorhin auf dem schäbigen Sofa geschenkt hat, auf dem ihrigen, an den Ring, der schon am vergangenen Samstag bei der lesbisch-schwulen Friedhofsführung in seiner Jackentasche gesteckt und den er für sie ausgerechnet in der Ottenser Hauptstraße ausgerechnet gegenüber der Laundrette, der sogenannten, ausgerechnet bei einer anthroposophischen Ottenser Hauptstraßensilberschmiedin gekauft hatte, was man dem Ring jedoch überhaupt nicht anmerkt, nichts von alldem, nichts von dem Allen, aber daran denkt er nicht, nicht an den Ring, nicht daran und an all das, sondern er denkt daran, dass er am vergangenen Samstag auf dem Ohlsdorfer Friedhof statt schwuler Grabsteinreliefs und statt des schwulen Nacktbilds eben dort auf dem Ohlsdorfer Friedhof Trotz Graupelregens eben dort im Gebüsch hätte versuchen sollen, mit ihr zu schlafen, obwohl sie selbst wohl lesbisch-schwul ist und obwohl er selbst wohl schwul-lesbisch ist und obwohl es trotzdem im Gebüsch oder obwohl es deswegen im Gebüsch wohl gegangen wäre wie überall sonst und auf dem schäbigen Sofa, wäre es dort jedoch gar nicht gegangen auf dem Ohlsdorfer Friedhof, selbst nicht im Gebüsch oder am vergangenen Samstag, gar nicht gegangen, denn auf einem Friedhof geht das nicht, geht das gar nicht, auch nicht im Gebüsch, gar nicht, und jetzt steht er auf vom schäbigen Sofa, von dem ihrigen, auf dem sie oft miteinander geschlafen haben, so oft, dass er es jetzt gar nicht mehr weiß, und er denkt jetzt nicht an den Ring sondern jetzt daran, dass er jetzt um eins ausgerechnet in Bahrenfeld sein muss, weit jenseits der Ottenser Hauptstraße und weit jenseits von Ottensen überhaupt und weit jenseits von alldem, von dem Allen, weil er jetzt um eins ausgerechnet in Bahrenfeld sein muss und bereits seit heute vor der Laundrette, der sogenannten, und seit dem nicht kommenden Frühstück, das nicht kam und nicht kam, und seit dem Waschmaschinenwäschewaschen und seit ihrem Satz auf dem schäbigen Sofa, auf dem ihrigen, muss er jetzt um eins ausgerechnet in Bahrenfeld sein, weit jenseits von alldem, von dem Allen, und darum geht er jetzt aus der Tür, aus der ihrigen, und darum hat er jetzt den Kopf frei, den seinigen, und in dem Moment, als er jetzt aus der Tür geht, aus der ihrigen, um ausgerechnet jetzt nach Bahrenfeld zu gehen, genau in dem Moment hat er den Kopf frei, den seinigen, und er denkt jetzt nicht mehr an den Ring und er zweifelt daran, genau in dem Moment, als er aus der Tür geht, aus der ihrigen, zweifelt er an dem Ihrigen, an allem Ihrigen, an ihr selbst und an allem Ihrigen, und er zweifelt daran, wo man denn glücklichsein könnte?, glücklichsein in Bahrenfeld?, nein zu weit jenseits von alldem, glücklichsein am Jangtse-Kjang?, nein zu überlaufen von Mao und Business, glücklichsein am Rio de la Plata?, nein zu verdreckt und zu weit weg, glücklichsein an der Elbe?, nein zu schlammig und zuviel Ottenser Hauptstraße in der Nähe, glücklichsein am Stillen Don?, nein zu abgelegen und zu kitschig, glücklichsein an der Spree?, nein zu viel Nepp und Schlepp, glücklichsein an der Seine?, nein zu viel Nippes und Schlippes, glücklichsein an der Themse?, nein zu viel Schlock und Schmockes, glücklichsein am Amazonas?, nein zu wenig Rosen und viel zu heiß, glücklichsein am Mississippi?, nein leider zu lang oder zu weit oder zuviel Doppelbuchstaben, glücklichsein am Yukon?, ja schon besser, glücklichsein am Montblancgletscher?, ach ja schon viel besser, oder dann nämlich glücklichsein am Vatnajökull mitten in Island?, aber ja, unbedingt ja, unbedingt da glücklichsein, nämlich nur am Vatnajökull mitten in Island ist Glücklichsein, denn da ist es kalt, da ist es sehr kalt, da ist es so gemein ja so ungemein kalt wie fast nirgendwo und also muss man da nämlich einander wärmen, einander wärmen, jedoch nicht wie nämlich auf dem schäbigen Sofa in Ottensen, auf dem ihrigen, wo man friert, weil andere Menschen auch Gefühle haben, jedoch nicht wie nämlich in der Laundrette, der sogenannten, in der Ottenser Hauptstraße, wo man wegen dreizehn Jahren Vollwerternährung fröstelt und kein Frühstück bekommt und den Käse stehenlassen muss, jedoch nicht wie nämlich am vergangenen Samstag auf dem Ohlsdorfer Friedhof, wo einem im Graupelregen die schwulen Nazigräber unters Hemd kriechen, weil sie da sonst keinen Satz gesagt hat, keinen, nein, ach nein keinen, jedoch nämlich nur woanders geht es, jedoch nämlich nur ganz woanders geht es, jedoch nämlich nur am Vatnajökull mitten in Island mitten im Eis, im ewigen, da geht es, nämlich wo man wegen ewiger Dämmerung selber leuchten muss, da geht es, nämlich wo soviel ewiges Eis vor lauter Eis zur ewigen Idee wird die ewig wärmt, da geht es, nämlich wo man dann einander anleuchtet und einander wärmt und wo man dann zueinander ewig wie eine gute Idee zu der anderen guten Idee ist, da geht es, weil man da nämlich nicht anders kann als nämlich nur so, nur da, nämlich nur da am Vatnajökull mitten in Island mitten in der Ewigkeit, da geht es, nur da, nur so - sofern einer da eigentlich nur mal hinkäme und sofern da eigentlich überhaupt jemand mit einem mitkäme.

 

 


 

Anstrengende Liste wichtig und anstrengend zu lesender anstrengender Bücher          (2002 - 2008)
(
Die Version für progressive, kulturbeflissene und schollenverbundene Hausväter und Hausmütter mit Liebe zur Dicht- und Heilkunst und anderen musischen Interessen)

I.
© Zum postsozialistischen Diskurs im Zeitalter kontextueller Rechtsrucke - Zur Verortung des katechontischen Moralismus in der Projektanalyse von Gesellschaftsmodellen des Ur-, Spät- und Postkapitalismus. Von Horst-Dieter Ziegenhalß (Edition Das Linkssein, Fleestedt 1996)

© Höhen und Tiefen des Bösen. Subliminale Botschaften bei Black Sabbath, Evil Knievel und Roy Black. Von Hanns-Horst Sackensock (Tut & Blas, Reihe Richtig Hören, Gnarrenburg 2004)

© Ich sehe tote Lampen. Neue Gedichte von Moira-Eloise Schlock (Flebbersens Kleinkunstverlag, Ehestorf 2005)

© Maos moralistische Ansätze. Versuch einer Deskriptivismuskritik jenseits der marxismusrelevanten Figuren progressistischer Motivationsanalyse. Von Ullaanna Krüttke-Rüllpner (Edition 'der diskurs', Reihe 'die siebziger jahre', Neu-Wulmstorf 2001)

© Es blaut ein tönern Staubgewinsel. Gedichte aus Nordniedersachsen. Herausgegeben vom Heidjer Lesekreis Tötensen (Dibbersen 2006)

© In Pelzgewittern. Neue Lyrik von Dieter Rüdiger Schwollwaden. Mit einem Vorwort von Adalbert Seesensock (Verlag Die Datsche, Appelbüttel am Schwarzenberg 2002)

© Amerikas Ostküste und die Logen. Aufbruch in eine faschistoide Contrawirklichkeit? Die geheime Macht der OECD, der russischen Mafija und des Kartells von Tel Aviv. Von Thorstein Tollmann-Barsch (global heute, Scheeßel 2004)

© Zur Hermeneutik patriarchaler Machtstrukturen - der neokantianische Antifeminismus und der Stand der Autonomiediskussion zum selbstbestimmten weiblichen Sexus. Von Hedda Latschke-Klampfer (Gaia Verlag, Buxtehude 1999)

© Der Feen Nachtgeschirr. Frauenlyrik aus drei Jahrzehnten. Herausgegeben von Amélie Rochner-Lunte und Harm-Hasso von Seutzensock (Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Neuplauer Engelbert-Humperdinck-Gedenkstiftung für Lebenshilfe e.V. 1996)

© Gefühle tragen, Ängste leben, Iche lieben. Zum Konsumbegriff des Unterbewusstseins in der entzauberten Welt. Von Diederich B. Sumsebert (Bücherhaus am Addelgraben, Hechthausen 1998)

© Demontagen, Hedge-Fonds, Repressionen. Von der Aushöhlung der Werte unserer Elbmarschenheimat durch Kapitalisierung, Nassbaggerei und Zionismus. Von Wölfel-Bertel Fischenpack (Antiimps Hausbruch und IG Metall Meckelfeld, HH-Harburg 2006)

© Jesus war kein Neuer Mann, Moses war ein Erbsenzähler, und Mohammeds Moral der Milde. Ein interdisziplinäres Projekt. Von Haluk Günermüttefik (Gemeinschaftsverlag der Uluz-Camii-Moschee und der Hamburger Innenbehörde, Hamburg-Harburg 2006)

© Der neoliberale Sexus als patriarchaler Kriegsherr. Globalisierung, Zionismus und Feinstaub in der enttäuschten Welt. Von Dankwart Schmölzensock (der widerspruch, Bremervörde 2005)

© Vom Stylen und Heilen, Schönheits-Kosmetik auf Ayurveda-Basis für schöne Teenietöchter und schöne Mütter. Von Tonka-Sheena Lebl (Baum & Blütengeist, Schönböcken 1991)

© Krautwickel, Göbbelnade und Hitlerette. Neue deutsche Ernährungsgewohnheiten im Umfeld revisionistischer Enttabuisierung. Von Birthe-Urte Tatzler-Wallrabe (arbeitsblätter für medienkritik, verlag linke kultur, Drochtersen bei Stade 2000)

© In Dorfes Gewitterlust. Roman. Von Walafried F. Gurnemanz (Edition Putzig, Boizenburg 2006)

© Der Harburgmensch. Eine kraniologische Großuntersuchung an sensationellen Schädelfragmentfunden aus dem späten Myozän von unterhalb des Elbschlamms bei Neuwiedenthal. Von Prof. Rudolph-Adolph Stophelsen (Großpublikationen des Helms-Museums, Reihe Unser Erbe - Unser Stamm, Großband 32, HH-Harburg 1999)

© Ziege, Zeisig, Zotteltier. Vom Alliterationsszwang humoristischer Dichter des späten Dadaismus zum dekonstruktivistischen Symbolismus der Lyrikergruppe Bederkesa-Süd. Eine Bestandsaufnahme, herausgegeben von Winifred Toxe-Schneuchz (Édition des plumeaux, Cuxhaven-Döse 1998)

© Mama, warum manifestiert sich die Verborgenheit des Seins nicht bei uns zuhause? Ein philosophischer Reader für aufgeschlossene Eltern und wissbegierige Kinder im Oberschulalter. Von Peter Egbert Seppelsock (Verlag Weites Land, Winsen an der Luhe 2005)

© Elbreiher und ihr gestelzter Weg zur Macht. Im Gänsemarsch auf die Wilhelmsburger Mehrzweckhalle 1923. Von Volkwin zu Bratzenberg, Reihe Kryptohistoriographie, Band 16, die Mittleren Jahre (Verlag Erbe und Weisung, Zappendust 1999)

 

II.
Überaus wichtige Liste überaus wichtiger Elbreiher-Bücher


© Auch Elbreiher haben Familienbande. Vom süderelbischen Glück in der freien Marschennatur und den Quellen des Seins. Von Trine und
Hinnerk Sötebeer (Neuwiedenthal 2004)

© Es steigt die Elbe, und Krächz klingt gelbe. Süderelbische Kindergedichte über Elbreiher und Klabusterbienen aus unserem Marschenbiotop. Herausgegeben von Trine und Hinnerk Sötebeer (Neuwiedenthal 2005)

© Elbreiher machen Krächz, und Hochwasser is wat Schlechts. Neue süderelbische Kindergedichte über Elb-, Seeve- und Billereiher. Herausgegeben von Trine und Hinnerk Sötebeer (Neuwiedenthal 2006)

© Der Elbreiher stirbt im Schlamm igitt, warum ist dat allens so'n Schitt? Mehr süderelbische Kindergedichte über gefährdete Tierwunder aus unserer Marschenwelt. Herausgegeben von Trine und Hinnerk Sötebeer (Neuwiedenthal 2007)

© Es gibt keine Elbreiher mehr. Öd ist die Marsch, die Marsch ist so leer. Neueste süderelbische Kindergedichte über Naturkatastrophen in unserer Heimat. Herausgegeben von Trine und Hinnerk Sötebeer (Neuwiedenthal 2008)

© Die Elbe ist wüst, Harburger Berge zerfallen, und Allah ist über allem. Die letzten Kindergedichte über Unterwerfung und Bekehrung unserer Elbmarschenwelt. Herausgegeben von Trine-Fatima und Hinnerk-Achmed Sötebeer (Neuwiedenthalabad 2009)

 

III.
Überaus anstrengend wichtige Liste überaus wichtig und anstrengend zu lesender überaus anstrengender Wichtigbücher


© Sphynge, Sylph und Auerochs. Ein Bestiarium atlantischer Wesen, ihre sieben Hauptrassen und ihr Verwurzeltsein im Ätherischen. Von Erdmuthe Selbstadt-Eigendorf (Christologisch-anthroposophischer Verlag des Goetheanums, Dornach 1985)

© Von der Dreilappigkeit des Widersachers. Der graue Ahriman, der Erzverpester Azathoth und das intellektuelle Tier 666 als Wesenskerne des kosmisch Bösen - und wie ein Geistesmensch sich kühnlich ihrer erwehrt. Von Geert-Herwarth Graf v.Wadenherz (Verlag Dreigeteilter Geist Jetzt!, Dornach 1999)

© Saturnphase. Wärmekörper und zweite Engelhierarchie, die Mahner des Weltenkarmas unseres Erdinneren im Innersten der russischen Seelenmission. Von Heinz-Rudolph Mordhorst (Gnarrenburger Hefte, Reihe Anthroposophie als Weg und Ziel, Märzausgabe, Ottersberg 1947)

© Mani der zoroastrische Sonnenheld, Yog Sothoth und die turanischen Horden. Die Westmächte, die Kreuzigung und die mystische Erlösung als Karma einer Epoche geistiger Verfinsterung. Von Heddy Grüner-Strümpfli (Verlag Die Drei, Reihe Unsere Mysterien in Haus und Garten, Heft 27, Dornach 1999)

© Von Ätherkraft und Lebenssaft. Aussaat, Ernte und astrale Rhythmen. Wie retten wir die Gesundheit unserer blonden unmündigen Kinder vor dem ahrimanischen Intellektualismus? Von Holger-Helger Freesensen (Der Landbau, Reihe Unser Boden, Band 32, hg. vom Demeter-Bund für Zucht, Bederkesa 1938)

© Atem und Gestus als geistige Form hierarchischer Wesen. Dr. Ita Wegmans Seidenschleier für die eurhythmische Praxis und die Verwandlung des Ätherleibes in siebeneinsiebtel Stufen. Ein Brevier. In Großschrift. Von Eulalia Frfr. zu Cosebroich-Crätzlingen (Edition Kunst und Geist, Dornach 1956)

© Wie kann die germanische Menschheit ihre Bestimmung wiederfinden? Sechs Vorträge von Dr. Frute-Rubel de Katt.
1) Von den zwölf arischen Wurzelrassen bis zur Geistigkeit der alten Atlantis;
2) Die altindische und altpersische Kulturepoche und die Erkraftung und Ertüchtigung von Volkstum und physischem Leibe;
3) Ägypten-Chaldäa bis zum Heilsweg der Zeitenwende und die Strömung des kosmischen Christusimpulses in ihrem Fortwirken bis zum hl. Thomas von Aquino, dem Russischen Volksseelenwesen und der Absolutheit des Weltenplanes;
4) Die West-Alliierten als Allianz des dreischwänzigen Bösen und die Segenskraft der Trinität in unserer Gegenwart des keimhaften Mitteleuropa;
5) Von der Dreiteilung des sozialen Volksorganismus bis zur Kulturepoche von Philadelphia mit den granitenen johanneischen Doppelpylonenbauten der Zukunft;
6) Ausblick auf zukünftige Verkörperungen der Erde, des Deutschtums und des Menschenwesens als zehnte Hierarchie der oberen geistigen Welten.
(Gnarrenburger Hefte 38, Sonderausgabe, Ottersberg 2008)

 

IV.
Nachgerade äußerst wichtige Bücher

© Wege des Universums in die Vernichtung: Schwarze Löcher, Hitzetod und Strahlenfalle. Bleibt etwas zu retten? Von Professor Carl-Alarich Schade (Guinness-Verlag, Dublin / Ülvesbüll 2001)
Klappentext: "Das Ende als Supernova, Roter Riese oder Pulsar ist das katastrophale Schicksal aller Sterne. Keiner wird seinem Ende entgehen: Zerstrahlung des Kerns, gigantische Aufblähung, Temperaturen von zigtausenden Grad, vollkommen tödliche Röntgen- und Gammastrahlenwerte. Auch unsere Sonne ist diesem Gesetz unterworfen. Bereits jetzt beobachten Wissenschaftler beunruhigende Veränderungen in ihrem prekären Quanten- und Plutoniumhaushalt. Welche Perspektive bleibt dem Menschen? Nach atomarem Plasmaschock und totaler Verstrahlung des Weltraums wird das Universum wegen der unumkehrbaren Flucht der Galaxien und zunehmender Entropie anschließend den Kältetod in Schwarzen Löchern sterben. Professor Carl-Alarich Schade, langjähriger Ordinarius an der Coughing University von Heidelbergh (West Virginia) und renommierter Autor zahlreicher Bände über Kosmologie, Katastrophentheorien und Thanatologie, eröffnet trotz Allem hier in seinem neuesten Werk die fantastische Aussicht für die Menschheit, um am Ende doch noch gerade mal eben so zu überleben! Empfohlener Preis 29,90 €."

© Börse, UNO, Cosa Nostra. Tel Aviv und die Welt gegen die Anderen. Von Vaclav Cévapcic-Kástolányi (Goinfre & Uebli, Dänikon 2003)
Klappentext: "Der Autor, Enthüllungsjournalist der Poznánska Gazeta und Träger des Walensa-Preises, musste nach Veröffentlichung seines brandheißen sensationellen Buches ins Exil. Vaclav Cévapcic-Kástolányi hält sich seitdem zwischen Sibirien und dem Darß versteckt. Hier auf diesen brandgefährlichen Seiten hat er das Wagnis unternommen: Geheimgesellschaften und internationale Organisationen so lange argumentativ und investigativ einzukochen bis zum finalen Beweis, was sie alle miteinander sind: Nämlich Zionismus pur! Vaclav Cévapcic-Kástolányi deckt unzählige Verschwörungen auf, er stellt hunderte Drahtzieher bloß, er rächt zehntausende Opfer. Doch die Sensation: Dieses Gespinst aus Jahrhunderte dauernden Intrigen, Geschichtsfälschungen, verdeckten Kriegen, inszenierten Hungersnöten und echten Pleiten fällt plötzlich ins Nichts zusammen, wenn Vaclav Cévapcic-Kástolányi anfängt, die wahren Drahtzieher hinter den Mächten zu nennen, die wahren Verschleierer und die wahren Verschwörer gegen alles, was uns heilig ist! Man wird den Zionismus und seine achtzehn Ableitungen, Ableger und Abarten völlig neu bewerten müssen. Durch dieses Buch lernt man endlich mal paar Gegenmaßnahmen. 1467 Seiten. Empf. Preis nur 14,95 €, so lange der Vorrat reicht!"

© Abdulrahman Habibi verbial: Ende gählich? Ein Matzbuch. Von Wichard Reichert-Sichan (Gröpp & Schmölbel, Bad Zwischenahn 2000)
Klappentext: "Die Gartigkeit des Al-Usamer der wasiatischen Ibrimiten ist eine in der bewaten Welt uneigenbrödliche und arbesamte Bedroxung. Deutsam und gromisch goft sich Abdulrahman Habibi über die ungedöhnte Bröhnung des grämbamental-erratischen Gröhnebrachts, der bach und kach all diese geseimeshollen Bollen im bollotionalen Boff der Boffte bokelte, wenn man ungebaulichen CIA-Naudemausen und Gausemengungen graubt. Abdulrahman Habibi ist ja einer der Ober-Grofe und Groffbaffs des porfend porporierenden Porfismus weltweit. Geulich werden seine Dapfe und Hagleren, seine Föd und Beimen in diesem Buch arbeckt! Unverbötzliche Geisemengung nur 17,95 €."

© Het gruijte end mit luijchtige buijsjes. Een impressuijn van Neederlands guijgenwaartluijven. Van Cees-Kuijsje Luijchtekruijd (Verlaag Guijde Indiskretiuijnen, Luijschenden 1997)
Klappentext: "Dat buijk is uijver aal de nuttige geruijdschapp, en men gebruijkt hett voor de kluijzigen honderen in Neederland. Nuijt naddeluijk as de eijkboom. Den copuijlier zuijnd aaber niet to vergluijken mit een knuijstigen staam, zuijn manneluijke kraacht klabuijstert as koninkluijke wuijrdighuijd. Daan druijt zich de perspektuijv: As prins Claus huijtt gewellen in de gracht te jumperen, is gekuijmen Meisje Carell mit luijden schruijen en bruijlleren, en smuijt aal ehr bluijmtje en de guijgend ruijm. Wente de swart-baardige boorderluijner van nuijbenaan weer schwuijmeluijk en hett zich de gruijte zee verstuijchen, en aalso stuijg zien wuijt tuijmeliek huijch. Ploetzluijk - een gruijt geduijnneren en de boorderluijner is gekuijmen aangeruijnt (wat een gruijt ongeluijkke) en he guijv Meisje Carell zuijn handkant in't nack. Waat nuij? Hier uijt, da ruijn? Ze verkluijpen zich uijn uijm't ander, en prins Claus kaam wuijder uijt der gracht heruijt, puijdelnatt en gaar nuijt schmekkeluijk. He hett in't kluijd genuijst un keek uijn de boorderluijner, um in bedruijf hem umtenuijten te gaan. Wente uijber prinses Juliana hett uijpenen her balkuijng-fensteren en smuijt aal ehr suuijrampher en gruijten swung heruijt, en bruijll koninkluijk, dat ze uijll schuijllen zich ruijnguijten en gruijte buddel Genuijver, uijn noch uijn, en schuijllen ruijken twuij tuijten gruijs, waat ze zuijlbst het uijngebouwet in' sluijttgarden. Prins Claus keek schuijn luijchtiger, de boorderluijner luijt fallen dat pistool en zuijck de schuijlteren, en Meisje Carell klapp zuijn hantjes en muijk zick nuijkje! Das ist kein Jim Beam. De pruijs is bloot 6,95 guijlderen."

© Da ist ein Weg aus der Gefahr! Von Gottfried Wohlrab-Nimsgern (Sanfte Psychiatrie heute, Klagenfurt 2007)
Klappentext: "Das heutige Leben hunderttausender unschuldiger Mitbürger zerbricht an grauenhaftesten Sinnkrisen, an entsetzlichsten Sexualobsessionen und an schwärzesten Selbstmordgedanken. In unserer Klinik haben wir jedoch mit unserem neuen intuitiv-meditativen Heilsteine-Behandlungskonzept sensationelle Schnellerfolge bei hunderttausenden Patienten erzielt! Früh am Morgen werden sie mit rosa Rosenquarz-Heilsteinen und der Frage geweckt, „willst du Jesus als deinen Retter annehmen?“, beim Frühstück unter rosa Rosenquarz-Heilsteinen fragen wir sie, „willst du mit Jesus dein Müsli teilen?“, Vormittags „willst du bald dein Leid mit Jesus teilen?“, Mittags „willst du nun deinen ganzen Nachtisch Jesus geben?“, Nachmittags „willst Du nun deine rosa Rosenquarz-Heilsteine und ein wenig Geld mit Jesus teilen?“, Abends, „willst du jetzt dein Geld mit uns und Jesus teilen?“, und Nachts: „Willst du uns jetzt deine rosa Rosenquarz-Heilsteine und dein ganzes Geld für Jesus geben?“ Die grauenvollen Leiden der Patienten vermindern sich überwältigend schnell. Und unser Erlösungswerk wächst auf die nachhaltigste Weise. Bereits innerhalb des ersten Trimesters konnten fünf neue Großkliniken gebaut und siebzehn neue Steinbrüche für rosa Rosenquarz-Heilsteine erschlossen werden. Zögern Sie nicht! Lassen auch Sie sich heute noch erlösen! - Unverb. Preisempfehlung: 49,99 €."

© Jeremus Batz und die Grammatologie vom späten 15. Jahrhundert. Im Beispiel frühem Verwissenschaftlichungsversuchs. Von Marius Moritz Schmeckeborst (Pädagogik morgen, Reihe Archivalische Funde, Band 2, Altlustheim 2006)
Klappentext: "Es kann ultimativ erstaunlich aufstoßen, dass die Diagnostik des späten Grammatikalismusses bei ihres Versuchen beobachten und können, Zusammenhänge erdenken kann, als die vor der Grammatik zu können. Wo man die mit ohne nicht kann. Vor dem freilich ernsteren Zeiten eines Willibald Bursch und eines Rhaban von Kluck zu Borst (siehe Band 5-6) kann sich besonders die medizinischer Grammatologie in einem von heute nicht zusammenhängenden Denken mit korrektem Grammatik darin zu gefallen kann. Vermittelst einem die pathogenen Zusammenhängen krude verdunkelndes Publizierens kann der eigenen Sprachwissenschaft in ihrem damaligem quasi embryonalischem Stadiums gleichsam vor die ihre eigene wissenschaftliche Genese zurückwerfen kann. Es kann vereinzelt so, weil Wissenschaftlichkeit hat keine Notiz und zuviel von sie genommen, ja dem Denken, das sie kann, nicht zusammengehangen hatte. Nur solchermaßen grammatikalisch und ätiologisch kann sie unter glücklicherem Umständen zu ihren nachmaligem Aufschwunges gelangen kann. Preis 19,89 €."

© Untergangsethos und Vernichtungsutopien bei den Urartäern. Über die letzte Krise des zweiten Jahrtausends. Von Jovian Scheibske-Weiste (7 Bände, Halbleinen, Verlag Schwiemelmann & Glaub, Rauschnigg 1999)
Klappentext: "Der Schwemmlandboden des urartäischen Vielstromlandes ging immer wieder in den Fluten des Euphrat unter, die Ernten des späten zweiten Jahrtausends endeten in Schlammlawinen, das Vieh verendete immer wieder restlos, die Königsdynastie starb sechsmal hintereinander aus und das urartäische Volk wurde vergessen, ehe es sich selbst vergaß. So schlingerte das Reich der Urartäer jahrhundertelang von einer Auslöschung zur nächsten. Ereignisse wie völlige Missernten, Pandemien, allgemeines Verschwinden und Verstummen sowie das finale unrühmliche Ende erscheinen der Geschichtsforschung merkwürdig bestimmend für den diffusen und einfach fehlenden Verlauf des urartäischen Schicksals. Deshalb sind die Urartäer besonders nachhaltig, vollends und spurlos untergegangen. Am Ende des zweiten Jahrtausends war der Umfang des durch Feuersbrünste, Barbareneinfälle, Abrisskommandos, Erdbeben und mitunter einfach aus Zufall verschütteten, zerborstenen oder sonstwie vernichteten Königspalasts auf ein Vielfachvolumen aller Erdspalten und Urstromtäler des gesamten Urartäerreichs angewachsen. Es zeigte sich, dass alles mit Lehmziegeln erbaut gewesen war – diese lösen sich schon bei etwas Feuchtigkeit rasend schnell bis zur totalen Vollständigkeit auf. Leider ist es der Geschichtsforschung seitdem vollkommen unmöglich, auch nur irgendetwas über die Urartäer als solche herauszufinden, auch weil im Bestand der Tontäfelchen dieser Zeit eine entsetzliche, nie zu klärende Lücke klafft. Diesem gewaltigen Forschungsproblem widmet sich Professor Jovian Scheibske-Weiste auf den 2749 Seiten seines vielfach prämierten Werks in altbekannter Unterhaltsamkeit. - Empfohlener Subskriptionspreis 149,- €."

© Der Sexus: Unser Knoten, unser Angelpunkt und unser Scharnier im Kosmos. Von Anaïs de Saint-Salpetrière (Edition Das knarsche Wort, Fickmühlen 2002)
Klappentext: "Als Ergänzung zum klassischen hedonistischen Modell teilt die Autorin den Kosmos in vier Pole auf: Als Sexus, Trieb, Begehr und Koitus. Diesem neueren Weltkonzept II stellt sie ein älteres Weltkonzept I gegenüber: Die Liebeslust, die Orgiastik, die Brunst und die Völlerei. An generell allen Beispielen aus Leben, Fernsehen und Weltall und an überhaupt allen Beispielen aus dem täglichen, stündlichen, ja minütlichen Leben zeigt sie, dass beides extrem eng und immer extremer eng zusammenhängt und dass der Sexus als Angel-, Knack- und Kulminationspunkt aller acht oder mehr kosmologischer und sonstiger Pole eine extrem besondere, extrem zentrale, extrem große und überhaupt die ganz allerextremste Rolle spielt. Umfangbedingter Preis: 85,99 €."

© Ketzer, Ketten, Knabenchöre - zum Spiritualenstreit im Languedoc unter dem Herzog Rufus Le Finisseur. Von Gorge Franctireur (Verlag Am Pulverturm, Reihe Das Dunkle Mittelalter, Bacharach am Rhein 2000)
Klappentext: "Aquitanien, 1382. Der Hundertjährige Krieg frisst Land und Leute. In dieser Zeit bitterer Klagen, großer Not und mühseligen Untergangs taucht mitten in den Kämpfen um die Festung Sainte-Cauchemaria plötzlich die Vagantin Foy Gratte auf, schön, rothaarig, wirr, männerverschlingend und monströs. Niemand weiß, woher sie kommt. Selbst die Chronisten äußern sich über sie nur mit vorsichtigem Schweigen. Denn durch ihre kurzen und unzusammenhängenden Rufe über Menschenfleischgenuss, die sie auf allen Marktplätzen des Languedoc bei Tag und bei Nacht mit heiserer Stimme auszustoßen pflegt, macht sie alle Männer verrückt und den Klerus sehr wütend, macht den Adel wahnsinnig und das Volk rasend. So kommt es dann Ende November 1382 zum bewaffneten Zug der Spiritualenbrüder, die die Foy Gratte und viel anderes Menschenfleisch auf dem Scheiterhaufen verbrennen. - Diese Gestalt der Vagantin Foy Gratte, die sich selbst als von Lilith, vom Heiligen Geist und vom heiligen Hieronymus höchstpersönlich inspiriert bezeichnete, ist auch für das heutige Verständnis von überaus marginaler Bedeutung. Trotzdem wird in diesem Buch zum ersten und wohl auch zum letzten Mal in der Forschungsgeschichte ein Nebenkapitel aus dunkler Zeit geöffnet und geschlossen. - Sonderpreis! Jetzt nur 4,95 €!"

© Notio est motio in otio. Von Ahnung, Fiktion und Litanei bei den Apokryphikern des späten 16. Jahrhunderts. Von Ibby Nisicredo (Edition Laternen, Pfahl a.d. Wink)
Klappentext: "Die tückischen Spiegelungen, wahren Fantastereien und ernsthaften Irreführungen in den Texten der späthumanistischen Dunkelmänner Aristobulus Codiclus und Elimelicus Robulus wurden schon zu ihrer Zeit erstaunlich oft mit ernsthaften Vorhaltungen wohlwollend gerügt. Allerdings war der Wahrheitsgehalt ihrer Machinationen und Dodekaloge manchmal nicht eben unkryptisch. So vermeinten manche wenig übelwollende Zeitgenossen oftmals einen tieferen oder auch nur einen möglichen Sinn in Aristobulus Codiclus' und Elimelicus Robulus' Auslassungen zu entdecken, wo sich dann doch ein mehr metaphorischer, allegorischer oder gar keiner verbarg. Das Anliegen der beiden Apokryphiker wird füglich immerdar ein silbriges Rätsel bleiben. - Preis: entfällt, da Dreingabe zu der Buchreihe "Was frommte den Lesern?", 17 Halbbände, Goldschn., zahlr. Abb., ersch. ebd."


 

Autorenlesung im Kulturhaus, 20 Uhr, Eintritt 6 €         (2003)

Geschrieben für die beiden Mit-Organisatoren der Hamburger Autorenlesung Kaffee.Satz.Lesen, die wir einst zu dritt gegründet hatten. Wir schrieben in einem geheimen RAF-Internetforum, um diese Lesungen zu organisieren. Das war gut so. Später leider nicht mehr. Deswegen bin ich nun seit Langem ein Ex-Organisator von Kaffee.Satz.Lesen.

[gepostet Sa Dec 06, 2003, 2:22 P.M.]
Fast live folgt für Euch ein Bericht aus dem Kulturhaus, dessen Name sich so anhört, wie es dorten ist. Die Lesung fing an und ging so weiter, der Moderator lächelte und trug rotgestreifte Hosen und keiner lächelte zurück, und so fing es an und ging weiter. Wie nennt man das Ganze, Schwurbulus?, das ist vielleicht nicht das richtige Wort, denn das ist aus Wien, da gibt es Schmäh, aber hier nicht. Sag ich also besser Hochgestochismen, bachmanneske Mühsal. Zu unfreundlich? Gut, dann einfach Schmonzes. Schmonzschwurbel. Aber längst nicht. Denn das Leben und alles Weitere ist gemischt, und Mittelwerte sind weiß G"tt selten. Nach dem Geschmurbel und dem Seelenschwitz und dem existenziellen Gähnen der ersten paar Erstlesenden kamen nämlich die Autoren A.W. und A.M. und beherrschten die Bühne wie meine Seele. Wann weiß man sonst schon, dass man überhaupt eine hat! Wenn das nicht existenziell ist, G.J. und A.W. plus A.M. in der selben Lesung. Oder die Autoren A.S. und S.B. Auch so ein Gemischtes, das eigentlich gar nicht möglich ist. In der Wirklichkeit aber schon. Denn die Wirklichkeit hält sich an gar nichts, nicht mal an sich selber.

Aber ehe ich hier herumschmonze, also, ich habe für Euch Notizen gemacht. Damit Ihr auch etwas davon habt, von der pure hell dieser Art Lesung, wie mir gerade eben T. bei einem völlig zufälligen Zusammentreffen vor der ESSO-Tanke auf der Reeperbahn mit der ihr eigenen martialischen Einfühlung sagte. Ich musste gar nichts weiter erklären, denn ich murmelte nur ganz kurz und ganz dürr "die Lesung im Kulturhaus...", ganz leise, und T. sah mir in die Augen und knurrte "pure hell". Gerade eben, als ich sie an der Tanke traf, ich schrub es bereits. Denn es war nach der Lesung und ich brauchte doch Brot, mein Kühlschrank ist brotlos, und so kaufte ich das dorten, und es war gut so und wahr, sonst wäre ich T. nicht über den Weg gelaufen, gerade eben, denn sie brauchte Mineralwasser und Bier. Und das ist er nämlich, der Sinn des Brotkaufs Nachts um zwei an der ESSO-Tanke an der Reeperbahn, nämlich dorten auf T. zu treffen, wegen Bier, Brot, Mineralwasser und pure hell. Das ist der Sinn, wenn es einen von alldem gibt. Oder was.

Also, zurück zur Lesung im Kulturhaus um 20 Uhr, muss ja sein, denn da war sie wieder, die unbeirrbare Handschrift des Weltgeistes. Immer mitten drauf auf die Hühneraugen. Die Autorin G.J. setzte sich auf den Sessel, lächelte dünn vor und nach ihrem Text, und dazwischen las sie ihn. Er handelte von Drahtbügeln und Schuhlöffeln und vom Frust an sich - übrigens, wo kommen eigentlich immer diese kunstbeflissenen Autorenfrauen mit appen Haaren, Hornbrillen und Sack&Asche-Pullundern her? Also, G.J. las über Frust und Drahtbügel und Schuhlöffel - übrigens, warum schreibt jemand über Drahtbügel und Frust, Stund um Stund, und feilt Sätze, bis die haargenau wie gelöffelte Frustschuhe aussehen?, also, G.J. las über Frust an sich und Drahtlöffel und über nichts Anderes, Stund um Stund. Die Sätze über Schuhbügel und über Frust waren diesmal gedrechselt, nicht hingeschmurft wie in ihrem Roman. Jedoch ein Sinn war nirgend, weder hiesigenfalls noch dortenfort, und von diesen Ufern ahnte ich nichts, und ich hab übrigens ziemlich viel von garnichts im Kühlschrank und jetzt auch Brot, g"ttlob, nicht überaus viel Brot, aber es reicht hin, und es war pure hell.

Der Weltgeist hatte sich erst geräuspert, um jetzt richtig loszulegen, denn nun las die Autorin A.W. aus ihren "Kaschubischen Gedichten". Also, ich habe bei Lyrik so Beklemmungen. Vielleicht bin ich ein Lyrikwrack. Verzeihung. So bald Lyrik nicht lustig sein will, schwebt und sich nicht reimt, muss ich übergangslos an Sachen wie die Brotlosigkeit in meinem Kühlschrank oder an Trockenkupplungen oder sowas denken und fange sofort an, mit den Füßen zu knacken, zu schwitzen oder zu frieren und auf der Suche nach Glück oder Sinn oder irgendwas egal wohin zu glotzen. Aber A.W.s Gedichte waren wirklich schön und die wurden immer schöner. Da bot sich überhaupt keine Gelegenheit, um mit irgendwas zu knacken. A.W.s Gedichte waren einfach sehr schön. Wirklich. Schon das erste. Das zweite war noch schöner, und das dritte erst, und so ging es weiter. A.W.s Gedichte reimen sich nicht, sie schweben und sind nicht lustig, aber Mann, die sind wirklich schön. Sind die schön.

Ungefähr so geht eins:

Ich hole Fische
aus ihrem dünnen Schlaf
durch die Hitze schlängelt sich
ein Weg,
Kühe sonnen sich
das Dorf atmet gleichmäßig
und Köpfe tauschen Träume aus


Verzeihung, ich habe nicht genau mitgeschrieben. Schönes kann ich nicht genau mitschreiben. A.W. las solche Gedichte, eben kaschubische, die spielen im Kaschubengebiet, das ist irgendwo bei Danzig und dort leben die Kaschuben und da ist es so. Sehr schöne Gedichte. Alle. A.W. selber auch, wie sie da saß und las, mit ihrem rollenden kaschubischen Rr, verhalten, dünn, groß, konzentriert, und da musste ich sie einfach fragen, später natürlich (ich werde doch nicht während der Lesung meinem Impuls folgen, aufzuspringen, mich ihr zu Füßen zu stürzen und zu schreien "Liiies bei uns!, ich flehe dich an, liiies bei Kaffee.Satz.Lesen, du bist die Größte, eheliche mich, mach was du willst, aber adle unsere Niederungen!" Das tut man nicht coram publico, sondern sobald's nicht auffällt). Habs also gemacht, Cohn konnte nicht anders. Und yep!, A.W. will gern auf unsere Bühne. Sie fragte sogar nach Honorar. Find ich gut. Die soll welches kriegen. Jede Menge. Ich zahl's, denn wir haben ja nichts. Zahlt Ihr auch? Zahlt was. A.W. passt zu ihrem Vornamen, sehr, und sie druckt ihre Gedichte mit Siebdruck und harter Farbe auf rechteckige Stückel Teppichboden, es welche hängen in der Kunsthalle, wo ich jetzt schnell mal hin muss. Klar, wenn da ihre Teppichbodengedichte hängen, dann muss ich da schnell hin, heute Nacht noch, um sie da hängen zu sehen und um sie alle zu lesen. Dass die in der Kunsthalle hängen, erwähnt A.W. nicht, man muss es ihr erst aus der Nase ziehen. Sehr schöne Nase übrigens. Und sie ist Platzanweiserin im Schauspielhaus. Sie ist die netteste Platzanweiserin, die mir jemals noch keinen Platz angewiesen hat.

Aber Lesungen hören nie auf, wenns am schönsten ist. Die gehen immer noch weiter. Das hat sich der Weltgeist verdüsterten Sinns so ausgedacht, dass Lesungen auch und gerade nach Apotheosen einfach weitergehen, und gnadenlos zerschreddert der Weltgeist somit uns, die Apotheosen, die Welt, die Lesungen und den Rest. Man muss dann wieder an die Decke glotzen, abwesende Erbsen zählen und sich zuschanden hören. Denn eine Autorin B.G. las und war wieder so eine Schreibdame mit appen Haaren und angestrengter Lyrik im Antlitz. Kunststück, das Wort Antlitz würde sie sogar hinschreiben und vorlesen, und zwar ohne mit der Wimper zu usf. Habe ein paar Halbsätze mitgeschrieben, keine Ahnung weswegen, man litt an ihnen Stund um Stund, und also sollt auch Ihr durch sie zerfurchet werden. Zittert, Myrmidonen.
"Stumm beugt sich die Tochter über den Vater ... über ihre Lippen kommt nichts, kein kleiner Laut ... so verharrt sie einen Augenblick, wie friedlich schaut sie zum Fenster hinaus ... natürlich das Blut, fährt es ihr durch den Sinn ... die beiden Gestalten, die im Abschied innehalten ... der Vater sieht ihr lange freundlich zwinkernd nach ... und (Schlusssatz:) noch immer trompetet der Vater aus geöffneten Lippen ihr einen Triumph hinterher."
Ich habe viel nicht im Kühlschrank, ein bisschen altes Zaziki ist da auch noch. Warum schreibt B.G. nicht über die stummen Lippen ihres Kühlschranks? Sicher hat sie Margarine, Tofu und Weizenkleie-Bratlinge drin. So kommt es zu 20 Minuten Vaterproblemen, Courths-Mahler und pure hell.

Auch, wenn man's nicht glaubt, der Weltgeist setzt immer noch eins drauf und das macht der wie nix, denn der Autor M.F. las. Warum müssen Leute eigentlich so tun, als wären sie gerne Robert Walser, justement wenn sie dem nicht mal ein Tässli Buchstabensüppli reichen könnten? Schwurbulieren und Helvetismen verbreiten und sie niemals erreichen und nur ein bleichwalsernder Gehülfe bleiben, ach.
Da kamen Luftbefeuchter vor, gegen die kann man ja nichts sagen, denn die muss ja befeuchtet werden, die Luft. Es gibt halt solche und solche Luftbefeuchter. M.F. las leider über solche. Pfannen, Flecken und jemand Namens Florina kamen auch vor. Mehr lässt sich nicht sagen, als dass die so vorkamen.
"Die Kinder eilten geschwind an ihre Plätze", "Im Restaurant blickte ihn der Kellner fragend an", "Die Trauergäste verfolgten mit bedrückten Mienen die Zeremonie". Als Schlusssatz die Apotheose des tell, but don't show, nämlich "Ein Schaudern durchfuhr ihn und ein Gefühl zwischen Freude und Triumph." Mit dem Schaudern liegt M.F. leider richtig.

Aber dann. Zuerst durchfährt es einen wieder, und plötzlich ist man glücklich. Deshalb gehe ich so unablässig zu Lesungen, selbst ohne Euch und Trotz pure hell. Die Autorin S.B., die Schöne und Spröde, las einen schönen und spröden Theatertext und hauchte Beleuchtungsanweisungen ins Mikrofon. Spröder und schöner Text und verstanden hab ich nichts, dachte ich horchend, horchte und verstand nichts und dachte das. So wie neulich woanders, als S.B. eben genau diesen schönen und spröden Text gelesen und ich gehorcht und nichts verstanden hatte. Nur gerade so die Beleuchtungsanweisungen. Wenn überhaupt. Und dann, dann las S.B. ihren neuen Schlusssatz, den sie nach neulich geschrieben haben muss, und der spricht mir ja sowas von aus der Seele, und für den mutiere ich volle Lotte ab jetzt zum größten der S.B.-Fans. Dieser neue ganz wunderbare Schlusssatz lautet nämlich: "...vielleicht hätten wir die Frau noch fragen sollen, was sie damit eigentlich meinte."

Ja. Das sind sie, die Momente von Wahrem, Gutem und Schönem. Es gibt sie, drinnen und draußen, im kalten Polar und in den Hochhäusern von Murmansk, in meinem Keller und in der nocturnen Sumpfheide jenseits von Eddelbüttel, hier und nirgends und immer, und zum Glück gibt es sie auch bei Lesungen.

Nun las die Autorin A.S. - nein, über die sag ich nur, dass sie nett ist, aber über ihren Text sag ich nichts. "Weehgeeh, blauer Teppichboden, verschwommene Augen, echt?, einen Trinken gewesen war, aufregende Leute, pädagogische Hochschule, müde Wespen sitzen auf den Marmeladengläsern, er war immer pummelig gewesen. Er steckte mir die Hand in die Jeans, ich wurde feucht, ich lehnte mich irgendwie an und er wurde steif, aber dann blieb ich auf dem Flokati liegen"
Fickgeschichten mit verschwommenen Wespen auf pummeligen Teppichböden, müsste man die haben?, nein, müsste man nicht. Denn alle Styroporplattenlöchlein an der Decke sind nun achtzehnmal abgeglotzt und abgezählt, und das reicht für siebzehneinhalb Leben.

Zum Schluss reißt einer die pure hell wieder raus, nämlich der Autor A.M., naturgemäß, denn der kann das. A.M. ist einer, den man braucht, wenns ganz dick kommt. Nett ist er auch und dekorativ. Er sagte mir über seinen neuen Roman, dass da nur drei Personen nacheinander sprechen und es fast keine Handlung gibt, und er las Satz um Satz wie diese: "Mutterkuchen ist auch so ein Wort, das irreführt. Nasse, penetrierende Körperteile werden von Vielen als etwas Unstatthaftes eingestuft. Zahnweh zur Zeit Karls des Großen, schrecklich, wenn man nur daran denkt. Auch Grizzlies können Zahnweh kriegen, und die haben viel größere Zähne als wir."
Ach, wunderbar.


_______________________________________________________________
Disclaimer: Der Messias kommt nicht, der Messias ruft nicht mal an


                                                           Uelzen, im Sommer 2008

Uelzen mit Ü, nein mit Ue oder: Die Rübenhaftigkeit des Daseins

Drei schlimme apriorische Dinge seien hiermit zugegeben: Ich habe noch nie bewusst eine Zuckerrübe gesehen. Und ich wollte neulich bewusst nach Uelzen fahren und bin nun in Uelzen. Und den Hundertwasserbahnhof erwähne ich nicht. Ob da eine logische oder sonst eine Verknüpfung gegeben ist? Übrigens, weshalb ist Uelzen auf diese essenzielle, sympathetische, ontologische Art mit Zuckerrüben verknüpft, und weshalb ist die Uelzener Zuckerrübigkeit so apriorisch, und weshalb bin ich hier? Hat das etwas zu bedeuten?

Es ist mir ein Welträtsel, was man mit Zuckerrüben tut. Pflückt man die? Gibt es männliche und weibliche Zuckerrüben? Grillt oder bäckt man sie danach oder davor? Nichts weiß ich. Zumal ich den Hundertwasserbahnhof ja nicht erwähne. Deshalb weiß ich nichts von Uelzen oder von einem zureichenden Grund. Ich bin verloren in Uelzen. Denn in Uelzen gibt es, positiv gesprochen, Zuckerrüben. Negativ gesprochen auch. Außer mit einem zureichenden Zuckerrübengrund fährt man ja nicht her. Doch. Ich bin offensichtlich nach Uelzen gefahren, fuhr jedoch folglich grundlos... Das führt spontan zu abgründig zittrigen philosophischen Bedenken, ja zu bedenklichen ontologischen Beklemmungen und zu einer geradezu beklemmend primordialen Gänsehaut angesichts des Uelzener und des eigenen Daseins, des Daseins an sich und all der grundlos apriorischen Rüben. Und Angesichts Uelzens.

Falls man grundlos, gedankenlos, gewissenlos oder einfach so nach Uelzen fährt, etwa, weil man gerade in der Nähe ist oder sich verirrt hat oder es einfach nicht besser weiß, nimmt man wahr, dass es wahr ist, dass das erste Schild vor dem Ortseingang nach links weist und "Rübenverkehr hier abbiegen" draufsteht. Es ist nicht nicht wahr, sondern es ist, und zwar wahr. Rechts geht es zum 'Zentrum', aber ontologisch betrachtet ist es ohnehin Jacke wie Rübe.

Und diese Fachwerkhäuser sind merkwürdig. Sie sind vierschrötig und alle von 1647. Überall steht auf den Balken: 1647. Diese Fachwerkhäuser sind nicht von Spitzweg, sondern von 1647, weil es überall auf den Balken steht, hingegen aus keinem anderen Grund. Falls sie fehlten, würde nichts fehlen. Es ist eine Monokultur aus Runkelrübenfachwerk und Vierschrotrübenbalken von 1647, aber das Wort Monokultur passt nicht, denn es ist lateinisch-griechisch. Falls Runkelrüben Häuser sind, dann wurden sie 1647 erfunden. Daneben steht schlussendlich eine Kirche aus dem späten 14. Jahrhundert, in der nichts weiter dran und drin ist außer vielleicht etwas ungeschlachtem Zuckerrübenstaub aus dem späten 14. Jahrhundert. Sie erinnert an die uelzener Verkehrsschilder zu den Zuckerrübenmälzereien, zu den Malzzuckerrübereien, zu den Zuckerrübensilos und zu diesen und jenen Einzelzuckerrüben aus dem späten 20. Jahrhundert. Und zum Hundertwasserbahnhof, aber den erwähne ich nicht.

Und jetzt 2008, wie sind die uelzener Menschen so? Zufällig sind sie heute alle auf den Beinen. Sind sie knorrige Runkelrübengestalten aus diesen Eichenbalken von 1647? Aber nein. Die uelzener Ulenköper-Schlurfer tragen fahle Popelinekleidung in fahlen Popelinefarben, sie schlurfen selten zum Friseur, sie erwähnen den Hundertwasserbahnhof, den ich nicht erwähne, sie erwähnen ihn wie den Klang 'Ülzn', sie schrauben einmal im Jahr eine Fußbank von ungefähr Ikea zusammen und stöhnen danach wegen Gebrauchsanleitung, Überforderung und Bandscheiben ähnlich wie der Klang 'Ülzn'. Die Männer haben unmotiviert häufig diese Schwangerenbäuche und die Frauen haben erstaunlich häufig diese Keulenwaden, sie haben allesamt einen Treckerführerschein und sie duzen täglich und zärtlich ihre Zuckerrüben. Falls man sie nach Essigessenz oder gar nach Glyzerinseife fragt, halten sie beides für französische Extravaganzen, die sie sich nicht leisten können. Falls sie auf die Frage denn zu antworten verstehen...

M Aber nein!, hundertmal nein!, das ist doch alles herzloses Zeug, ich bin so ungerecht, so ein Ekel und so ein arroganter Elbhanseat, mein Herz besteht aus nichts als löcherigem Hamburger Asphaltgestein, es hat mich rettungslos blind gemacht für die ungeahnt schiefe Schönheit und die verborgen saumselige Sinnigkeit Uelzens, seiner Zucker-, Runkel- und Steckrüben, seiner Bürger und seines bis jetzt nicht erwähnten Hundertwasserbahnhofs. Ich bin verzogen, verdorben und von Grund auf verschnöselt, Gott möge mich bestrafen, erleuchten und erretten.

- Vorhin, als ich in wachsender und wuchernder Verzweiflung und dazu in Uelzen um mich blickte und all dieses und mehr in meinem reuigen Herzen erwog, kam mir plötzlich und wie aus dem Boden gewachsen eine Einzige unter all den Uelzenerinnen entgegen. Sie war eine Frau wie ein Eichbaum, ja eine Frau wie eine Mammutbäumin aus einem güldenen Mammutjahrtausend, sie schritt gewaltig und zentaurengleich wie siebzehn Walküren über die Schlünde der Uelzener Fußgängerzone, ihr Leib war wie aus schwingendem Schmiedeeisen gehämmert, auf dem sie ein strahlendes, blondes, zeusgleiches Kind leicht wie eine Feder mit sich trug, bergend, olympisch, ihre Augen blitzten ja sie gleißten so blau wie ein walhallischer Strudel aus Sommerhimmel, Polareis und Curaçao, und sie hatte gar Lachfalten darum. Meine anti-uelzener Präpotenz, Bosheit und Schlechtigkeit fielen mir wie Schuppen von den Haaren und wie ein Kartenhaus ins Bodenlose. Denn DAS war sie, DAS war die Heldin des Alltags aus Uelzen, eine gab es noch, eine letzte, die alles aufwog, die alles wieder gut machte - - und sie sprang in ein Auto mit den verdächtigen zwei Buchstaben HH auf dem Nummernschild, und sie raste gen Norden davon.
Oh. Okay. Aus der Traum.

 




                                                             > weiter >